Brennstoffzelle: „Zukunft hat begonnen“

Die Lithium-Ionen-Technologie bekommt nun offenbar Konkurrenz in Europa

Das Problem ist lange bekannt. Wenn Blei-Säure-Batterien (nahezu) leer sind, dann folgt das Laden  – was in der Regel acht Stunden, also eine Schicht, dauert. Viele Unternehmen vertrauen der sich zunehmend in der Praxis durch­setzenden Lithium-Ionen-Technologie. Von der Brennstoffzelle spricht (offiziell) keiner mehr. Fast keiner.
 

Doch wenn man sich ein wenig umhört, dann erscheint das Ganze in einem etwas anderen Licht. Beispielsweise bietet Linde Material Handling bereits seit dem Jahr 2010 (eigenen Angaben zufolge seinerzeit als erster Flur­förderzeug-Hersteller) in Europa Brennstoffzellengeräte in Serie an. Auf der Homepage von Toyota Material Handling findet man (nach ein paar Klicks und unter Zuhilfenahme der Suchfunktion) immerhin das Stichwort: „Brennstoffzelle: Die Zukunft hat begonnen“. Und auch bei Jungheinrich, wo heute bereits nahezu alle Fahrzeuge mit Lithium-Ionen-Batterien ausrüstbar sind, hört man, dass auf Kundenwunsch natürlich auch Brennstoffzellen-Fahrzeuge geliefert werden können.

Der weltweit agierende Flurförderzeug-Hersteller Yale Europe Material Handling geht da einen Schritt weiter. Zwar stecke in Europa die Brennstoffzellen-Technologie noch immer in den Kinderschuhen. In den USA hingegen wachse der Markt für Gabelstapler mit Brennstoffzellen-Technologie beständig. Yale selber sei durch, wie es offiziell auf deren Homepage heißt, „umfassende Investitionen, technologische Kooperationen und Analyse- und Testarbeiten in den USA hervorragend im EMEA-Gebiet (Anmerkung der Redaktion: Wirtschaftraum Europa, Naher Osten und Afrika)  aufgestellt, um den Bedarf der Kunden in Europa zu decken“.

Auf Brennstoffzelle umgestellt

So hätten verschiedene amerikanische Unternehmen ihre Fuhrparks bereits in hohem Maße auf Gabelstapler mit Brennstoffzellenantrieb umgestellt – was sich, hört man sich ein wenig weiter in der Branche um, für den Betreiber jedoch nur deshalb rechne, da diese Technologie in den USA staatlich entsprechend gefördert würde.

Yale zufolge gibt es eine ganze Reihe praktischer Einsätze und das bereits seit geraumer Zeit. Beispiel Nestlé Waters: Das Unternehmen hat, allerdings einer Information aus dem Jahr 2013 zufolge, über 30 Gegengewichtstapler von Yale mit Wasserstoff-Brennstoffzellen in Dallas (Texas) in Betrieb. Die Lebensmittelkette Central Grocer Inc. hatte seinerzeit gar 220 Brennstoffzellen-Fahrzeuge für ein neues Verteilzentrum, in Chicago (Illinois) geordert.

Wichtige Zukunftsinvestition

Aber auch in diesem Jahr geht Yale hierzulande in die Offensive, was die Brennstoffzellen-Technologie anbetrifft. So sieht das Unternehmen, dessen Muttergesellschaft Hyster-Yale Material Handling, Inc. seinen Sitz in Cleveland, Ohio (USA) hat, in dieser Technologie eine wichtige Investition für die Zukunft.

Das zeigt sich unter anderem in der Vorstellung des Prototyps eines Vierrad-Gegengewicht-staplers mit Brennstoffzelle (Typ ERP20VF) in diesem Frühjahr. Der, wie es bei Yale heißt, umweltfreundliche Elektrostapler mit Brennstoffzellenbatterie, könne die gleiche Leistung wie ein Stapler mit Verbrennungsmotor erreichen. Das Fahrzeug, das Lasten bis zu zwei Tonnen heben kann, eigne sich somit insbesondere für Anwendungen in engen Innenräumen.

„Der Einsatz von Wasserstoff-Brennstoffzellen trägt zu einem emissionsfreien Arbeitsplatz bei und unterstreicht das zunehmende Umwelt­bewusstsein in der Flurförderzeug-Branche“, sagt Ian Melhuish, Vice President Sales EMEA bei Yale. Zudem minimierten die kurzen Wiederbefüllungszeiten Produktivitätsverluste, die aufgrund langwieriger Batteriewechsel entstünden.

Lithium-Ionen im Blick

Dennoch setzt Yale nicht nur auf die Brennstoffzellen-Technologie. Der Flurförderzeug-Hersteller hat auch Lithium-Ionen im Blick. Seit einem Jahr kooperiert das Unternehmen mit dem Batteriehersteller Midac SpA, um Kunden auch Gegengewichtstapler mit Lithium-Ionen-Batterie anbieten zu können. Jüngst hatte Yale auch einen Gabelhochhubwagen mit Fahrersitz (Typ MS16S) präsentiert, der optional mit einer Lithium-Ionen-Batterie ausgestattet werden kann.
Jan Kaulfuhs-Berger
 

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